Musik von Paul Abraham (1892–1960)
Text von Alfred Grünwald (1884–1951) & Fritz Löhner-Beda (1883–1942)
Tschechische Übersetzung von Liedtexten und tschechische Dialogen: Vlasta Reittererová
Als der ungarische Komponist Paul Abraham im Jahre 1932 seinen Ball im Savoy komponierte, hatte er bereits zwei unsterbliche Operettenschlager in die Welt gesetzt: Viktoria und ihr Husar (1930) und Die Blume von Hawaii (1931). Damals lebte der sagenhaft reiche Komponist in seiner Rokoko-Villa in Berlin, hofiert von der Berliner High Society, im Wirbelwind ausgelassener Abende, und hat fieberhaft komponiert, dirigiert und Filmmusik geschrieben. Vielleicht bietet Ball im Savoy auch deshalb eine „crazy story“, voller humorvoller Verschwörungen, Verwirrungen und Liebesfunken, deren Haupthandlung von der untergrabenen Treue eines frisch verheirateten Paares getragen wird, das seine ein Jahr dauernden "Flitterwochen" genießt. Abraham ist es gelungen, aus den Inspirationen des europäischen Jazz, des ungarischen Csardas, des Tangos, der Klezmer-Musik und der klassischen Wiener Operette eine absolut unbeschwerte Welt zaubern, in der ein Hit einem anderen folgt: Toujours l’amour, Kangaroo, Wenn wir Türken küssen oder der Zungenbrecher Es ist so schön, am Abend bummeln zu geh’n. Wie in jeder echten Operette, so mangelt es auch in Ball im Savoy nicht an hohen Sopranen oder effektvollen Liebesduetten, der Zuschauer findet auch musical- und revueartige Kreationen à la Ginger Rogers und Fred Astaire. Kurz gesagt, absolute Entspannung!
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Die Vorbereitungen für die Berliner Uraufführung am 23. Dezember 1932, waren von einem Team der bedeutendsten Theatermacher der Zeit – den Brüdern Alfred und Fritz Rotter – übernommen worden. In den Hauptrollen reüssierten die damaligen Stars Gitta Alpár, Herbert Ernst Groh, Oszkár Dénes und Rózsi Bársony. Für die festliche Premiere war das Berliner Große Schauspielhaus mit 3300 Sitzplätzen gewählt worden! Die Operette hatte „in einer glanzvollen Aufführung einen so stürmischen Erfolg, dass das Große Schauspielhaus für längere Zeit ausgesorgt haben wird,“ hat die Berliner Kritik nach der Premiere mit dem Lob nicht gespart. Der österreichische Musikkritiker Ernst Décsey hat Abraham den „Strawinsky der modernen Operette“ genannt.
Aufgrund der politischen Situation konnte der Triumph der Operette nicht lange anhalten. Nicht einmal einen Monat nach der Uraufführung wurde Adolf Hitler Reichskanzler und die Tage von Ball im Savoy und seiner Protagonisten waren gezählt. Die Darsteller Alpár, Bársony und Dénes, der Komponist Abraham und die Brüder Rotter waren jüdischer Herkunft. Am 2. April 1933 fand die letzte Vorstellung statt, Abraham musste Deutschland sofort verlassen. Beim Abschied von Berlin hat er geklagt: „In dieser Stadt wollte ich sterben. Warum muss ich fort? Nur, weil ich beschnitten bin?“
Das Paradoxe an dieser Zeit zeigt sich auch darin, dass Abrahams Diener an die dreihundert unveröffentlichte Kompositionen, die der Meister in seiner Berliner Villa zurückgelassen hatte, an minderwertige, meist Nazi-Komponisten verkauft hat. Abrahams „unerwünschte“ Musik lebte also in Nazi-Deutschland weiter. Ein kleiner Trost für einen Komponisten, der seinen Berliner Ruhm nie mehr erreicht hat und arm und psychisch krank gestorben ist. Die grausame Absurdität des Schicksals…
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