Der zerbrochene Krug / Der Kaiser von Atlantis

Viktor Ullmann

#Oper

Musikalische Leitung: Jakub Klecker
Inszenierung: Rocc
Orchester des Mährisch-Schlesischen Nationaltheaters

Der Abend wird um 18.30 mit einer dramaturgischen Einführung beginnen, in dessen Rahmen die Publikation Viktor Ullmann – unruhiger Mitteleuropäer durch die Autorin des Buches, Magdalena Živná, vorgestellt wird. 

In der tschechischen Nachdichtung von Jaromír Nohavica mit tschechischen und englischen Untertiteln. Die Vorstellung wurde vom Mährisch-Schlesischen Nationaltheater in Ostrava in Zusammenarbeit mit dem Projekt Musica non grata produziert.

Termine

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Do 16/02/2023
18.30
Ostrava / Antonín Dvořák Theater
#Premiere
#dramaturgische Einführung
Sa 18/02/2023
18.30
Ostrava / Antonín Dvořák Theater
#Premiere
#dramaturgische Einführung
Do 23/02/2023
18.30
Ostrava / Antonín Dvořák Theater
Di 07/03/2023
18.30
Ostrava / Antonín Dvořák Theater
Fr 31/03/2023
18.30
Ostrava / Antonín Dvořák Theater
Di 11/04/2023
18.30
Ostrava / Antonín Dvořák Theater
Do 11/05/2023
18.30
Ostrava / Antonín Dvořák Theater
Fr 20/10/2023
18.30
Ostrava / Antonín Dvořák Theater
Mi 25/10/2023
18.30
Ostrava / Antonín Dvořák Theater
Di 07/11/2023
18.30
Ostrava / Antonín Dvořák Theater
So 04/02/2024
19.00
Prag, Ständetheater
#dramaturgische Einführung
So 07/04/2024
15.00
Ostrava / Antonín Dvořák Theater
vorherige Aufführung nächste Aufführung

Viktor Ullmann ist einer der bemerkenswertesten Komponisten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er wurde in Teschen in Schlesien (in der heutigen polnischen Stadt Czeszyn) in die Familie eines k. k. österreichisch-ungarischen Offiziers jüdischer Herkunft geboren und katholisch getauft. Er wuchs in Wien auf, verbrachte aber die Hälfte seines schöpferischen Lebens in der damaligen Tschechoslowakei. Der Kompositionsschüler Arnold Schönbergs sammelte Erfahrungen in Prag als Kapellmeister des Neuen deutschen Theaters, an dessen Spitze Schönbergs Schwager Alexander Zemlinsky stand. Nach und nach entwickelte er einen eigenen, unverwechselbar originellen, durch Spiritualität und Esoterik beeinflussten Stil. Die Koproduktion des Nationaltheaters Prag und des Mährisch-Schlesischen Nationaltheaters in Ostrava bietet die einmalige Gelegenheit, seine beiden letzten Opern, Der zerbrochene Krug und Der Kaiser von Atlantis, sehen zu können. Sie wurden in den Jahren 1941–1944 komponiert. Letztere entstand im Ghetto Theresienstadt.

Der zerbrochene Krug
Musik: Viktor Ullmann (1898–1944)
Libretto: Viktor Ullmann nach der Komödie Heinrich von Kleist (1777–1811)

Die Partitur der Oper Der zerbrochene Krug entstand in den Jahren 1941–1942 und wurde wahrscheinlich nur einige Wochen vor der Deportation des Komponisten ins Theresienstädter Ghetto vollendet. Die Oper nach der bekannten Komödie Heinrich v. Kleists aus dem Jahre 1806 schrieb Viktor Ullmann in einer sehr gefahrvollen Zeit. Im Jahre 1941 war er nur knapp dem Transport von etwa eintausend Prager Juden in das Ghetto in Łódź/Litzmannstadt entgangen. Dennoch scheint es, als hätten die Gefahren der Zeit dieses humorvolle, pointierte Werk nur am Rande beeinflusst; lediglich am Ende der Oper erlaubt sich Ullmann, von Kleists Text abzuweichen und ein abschließendes Sextett zu schreiben, das endet: „Richter soll keiner sein, ist nicht sein Herze rein“, eine Anspielung auf die Perversion des Rechtes im damaligen Hitler-Reich. Die Oper erzählt vom Dorfrichter Adam, der durch die Umstände gezwungen ist, jenen zu finden, der den wertvollen Krug von Frau Martha zerbrochen hat. Dabei entpuppt er sich schließlich selbst als Täter. Der 40 minütige Operneinakter, der mit einem achtminütigen, mit einer charakteristischen Fanfare eröffneten „atmosphärischen“ Vorspiel beginnt, musste bis 1996 warten, als er bei den Dresdner Musikfestspielen unter dem Dirigenten Israel Yinon uraufgeführt wurde. 

Der Kaiser von Atlantis
Musik: Viktor Ullmann (1898–1942)
Libretto: Peter Kien (1919–1944) 

Die Oper in einem Akt Der Kaiser von Atlantis oder Die Tod-Verweigerung entstand in den Jahren 1943–1944 im Ghetto Theresienstadt in Zusammenarbeit des Komponisten mit dem damals 24-jährigen Dichter und Maler, im nordböhmischen Warnsdorf geborenen Peter Kien. Kien war nach Theresienstadt im Jahre 1941 gekommen, Ullmann ein Jahr danach, beide haben sich aktiv am Kulturleben im Ghetto beteiligt. In einem Umfeld von Hunger, Krankheiten, Sterben, Isolation und Angst vor dem, was kommen würde, haben sie die Geschichte über einen Kaiser geschaffen, der für sich das Recht beansprucht, den Menschen „Seelen zu nehmen“ und über Leben und Tod zu entscheiden. So beschließt der Tod, durch diese Vermessenheit verletzt und von der Mechanisierung des Lebens und der modernen Art der Tötung angewidert, dem Kaiser und der Menschheit eine Lektion zu erteilen, indem niemand sterben kann. In der Allegorie eines Diktators, der den Krieg erklärt hat, haben Ullmann und Kien in der Leugnung der Tötung durch den Krieg den Weg zu Liebe und Verständnis zwischen den Menschen gesucht. Die musikalische Seite der Oper wurde an die Möglichkeiten des Ghettos angepasst: Das Orchester bildet eine kammermusikalische Besetzung mit ungewöhnlichen Instrumenten wie Banjo, Harmonium, Altsaxofon und Cembalo. Als Grundmotiv erklingt der Luther-Choral Ein feste Burg ist unser Gott, ein weiteres markantes Motiv wurde der Symphonie Asrael von Josef Suk entnommen.

Der Kaiser von Atlantis wurde im Rahmen der sogenannten „Freizeitgestaltung“, die das Kulturleben im Ghetto organisiert hatte, komponiert; zur Aufführung kam es jedoch nicht. Während der Proben hatte Ullmann an der Oper weitergearbeitet, die Aufführung wurde jedoch mehrmals verschoben und die Proben schließlich eingestellt. Dann kam der Herbst 1944 und die Transporte nach Oświęcim/Auschwitz – am 16. Oktober traf es Ullmann gemeinsam mit Hans Krása, Pavel Haas, Karel Ančerl und dem Sänger und späteren Solisten des Prager Nationaltheaters, Karel Berman, für den die Rolle des Todes in Der Kaiser von Atlantis komponiert wurde. Das Manuskript der Oper wurde durch den Professor an der Deutschen Universität in Prag, Emil Utitz, gerettet, ebenso ein Häftling im Ghetto, der in der dortigen Bibliothek gearbeitet hatte. Er hatte Ullmanns Handschrift einem weiteren Überlebenden, dem Schriftsteller Hans Günther Adler (1910–1988) übergeben, heute befindet sie sich in der Paul Sacher Stiftung in Basel. Die Oper Der Kaiser von Atlantis wurde im Jahre 1975 durch den britischen Dirigenten Kerry Woodward (in seiner eigenen Bearbeitung) mit dem Ensemble De Netherlandse Opera uraufgeführt.  Ullmanns Oper ist ein Werk, das uns mit seiner Direktheit und Einfachheit der Gedanken zum Wesentlichen des Lebens führt, so klischeehaft es auch klingen mag: zur Freiheit und zum Zusammenleben in Liebe und Frieden.

Musikalische Leitung: Jakub Klecker
Inszenierung und Bühnenbild: Rocc
Kostüme: Belinda Radulović
Choreografie: Anna Knollová
Dramaturgie: Juraj Bajús

Der zerbrochene Krug
Walter, Gerichtsrat: Boris Prýgl
Adam, Dorfrichter: Martin Gurbaľ
Licht, Schreiber: Jorge Garza
Frau Marthe Rull: Anna Nitrová
Eve, ihre Tochter: Doubravka Součková
Veit Tümpel: Roman Vlkovič
Ruprecht, sein Sohn: Luciano Mastro
Frau Brigitte: Václav Morys
Ein Büttel: Vojtěch Šembera
Erste Magd: Marcela Gurbaľová
Zweite Magd: Tetiana Hryha

Kaiser von Atlantis oder Die Tod-Verweigerung
Kaiser Overall: Boris Prýgl
Der Lautsprecher: Roman Vlkovič
Der Tod: Martin Gurbaľ
Harlekin: Jorge Garza
Ein Soldat: Luciano Mastro
Bubikopf, ein Soldat: Doubravka Součková
Der Trommler: Anna Nitrová
Erste Magd: Marcela Gurbaľová
Zweite Magd: Tetiana Hryha

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