Das Lorbeerkränzchen oder ein seltsames Kabarett in seltsamen Zeiten

Erich Wolfgang Korngold
Jaromír Weinberger
Pavel Haas
Erwin Schulhoff

#Konzert
#Koproduktion
#Kabarett

Der in Brünn geborene Fritz Grünbaum (1880–1941) war zu seiner Zeit einer der bekanntesten Kabarettisten Europas und Autor von Texten zu vielen Schlagern und Operetten. Zu den namhaften Persönlichkeiten haben damals auch Erwin Schulhoff, Robert Stolz, Jean Gilbert, Erich Wolfgang Korngold, Jaromír Weinberger oder Pavel Haas gehört, an deren Werke das Programmm dieses Konzerts in neuen Arrangements erinnern wird. Auch diese Komponisten wollten gehört und wahrgenommen werden, und so ist aus ihren teils natürlichen, teils von Zynismus oder edler Übertreibung getragenen Bemühungen eine Musik entstanden, die ihrer eigenen Vorstellung vom zeitgenössischen Geschmack entsprochen hat. Als ein wenig polemisches Bindeglied zwischen ihren Kompositionen haben wir Märsche von Mauricio Kagel (1931–2008) gewählt, die natürlich nicht dafür bestimmt waren, zum Sieg zu führen. Ein Teil des als großes Kabarett konzipierten Abends wird ein Performance der „Fahnenträger“ der populären Gruppe FlagArt Mondaria sein. (Viktor Pantůček, Brno Contemporary Orchestra)

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Termine

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Mi 11/10/2023
19.00
Brünn, Cabaret des Péchés
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Am 24. September 2023 wäre der Schriftsteller Ladislav Fuks (1923–1994) hundert Jahre alt geworden, der in seinem außergewöhnlichen Werk die größten Schrecken der Welt mit schmerzhafter, ja zynischer Übertreibung  geschildert hat. Seine bizarre, dekadente Poetik voller Phantasie und Phantasmagorie hat uns zum Konzept eines sehr seltsamen Kabaretts inspiriert, in dem Freude und ungezwungene Unterhaltung die Tragödie der wohlbekannten zukünftigen Schicksale von Schauspielern und Schauspielerinnen andeutet; denen, die nicht geahnt haben, dass sie Opfer der größten Schuld der menschlichen Gesellschaft in unserer Geschichte sein würden. Der Titel des Konzerts bezieht sich auf Fuks‘ Erzählung Das Lorbeerkränzchen aus dem Jahr 1953, in der er beschreibt, wie Menschen durch Demütigungen und Verurteilungen von Seiten der selbsternannten Führer und Sieger vernichtet werden. 

Die Geschichte spielt in einem ruhigen Café bzw. einer Konditorei, in die der fleißige, tatkräftige Felix Veverka kommt, um sich zu entspannen. In den Raum, der mit einer Statue eines Fauns mit Flöte geschmückt ist, treten drei seltsame Gestalten mit tierischen bzw. nichtmenschlichen Attributen ein. „Die erste Gestalt war braun, haarig, sie hatte kurze Beine, einen leicht gedrungenen Hintern, die Hände mit herabhängenden Pfoten vor dem Bauch erhoben und den Kopf gedreht, als wäre sie an eine Kette gefesselt und wollte gerade den Cancan tanzen. Die zweite war riesig, nicht gehaart, grau, mit dicken Säulenbeinen, Ohren wie Segel und einem langen Rüssel. Ihr Gestampfe haben durch die ganze Konditorei erbebt. Die dritte Gestalt, die hinter ihnen erschien, war kaum zu hören. In einem braun-schwarz gestreiften Pelzmantel trat sie leise auf ihren Pfoten auf, sie hatte eine kurze, dicke, flache Nase über dem borstigem Schnurrbart und zwei blinzelnde, schielende Augen haben langsam über den Boden gespäht.“ Die Gäste der kleinen Konditorei schauen zu, tun, als ob nichts geschähe, obwohl die drei Gestalten sich etwas unangemessen verhalten. Doch nach einer Weile beginnen sie die Gäste anzugreifen, zu demütigen und ihnen zu drohen. Sie beißen das Telefonkabel durch und zerstören die Statue des Fauns. Die Menschen haben Angst und verstecken sich in ihrer Privatsphäre, und Herr Veverka beginnt umso vehementer für sich und das Wohl der Gesellschaft zu arbeiten. Er muss nichts fürchten, weil sein „Ausweis“, sei es der politische Kader- oder Rassenausweis, ist „sauber“.  Was folgt daraus? Verschließen wir nicht die Augen davor, wenn jemand sich über andere erhebt, und vergessen wir auch nicht, dass Arbeit zwar notwendig, aber nicht der ganze Sinn des Lebens ist und manchmal ist es wichtig, sich gut unterhalten zu können.

Diejenigen, die damals von einem großen Teil der Gesellschaft als unerwünscht und unanpassungsfähig gegolten haben, haben das sehr gut gekannt. Diejenigen, deren Ausweis nicht „sauber“ war.

Programm

Erwin Schulhoff (1894–1942)
Sonata erotica (1919)

Mauricio Kagel (1931–2008)
Marsch aus dem Zyklus 10 Märsche um den Sieg zu verfehlen

Fritz Grünbaum (1880–1941) | Bearbeitung Petr Kofroň (1955)
Ich hab das Fräulein Helen baden sehn 

Mauricio Kagel 
Marsch aus dem Zyklus 10 Märsche um den Sieg zu verfehlen

Robert Stolz (1880–1975) | Bearbeitung Trevor Grahl (1984)
„Du sollst der Kaiser meiner Seele sein“ aus der Operette Der Favorit

Mauricio Kagel 
Marsch aus dem Zyklus 10 Märsche um den Sieg zu verfehlen

Jean Gilbert (David Robert Winterfeld, 1899–1978) | Bearbeitung Marek Piaček (1972)
„Is es wahr, was alle sagen?“ aus der Operette Die keusche Susanne

Mauricio Kagel 
Marsch aus dem Zyklus 10 Märsche um den Sieg zu verfehlen

Erich Wolfgang Korngold (1897–1957) | Bearbeitung Trevor Grahl 
Straussiana für Orchester

Mauricio Kagel 
Marsch aus dem Zyklus 10 Märsche um den Sieg zu verfehlen

Jaromír Weinberger (1896–1967) | Bearbeitung Marek Piaček 
Lidé z Pokerflatu  (Die Ausgestoßenen von Poker Flat; Auswahl aus der Oper)

Mauricio Kagel 
Marsch aus dem Zyklus 10 Märsche um den Sieg zu verfehlen

Hugo Haas (1901–1968) / Pavel Haas (1899–1944) | Bearbeitung Peter Graham (1952) 
Život je pes (Das Leben ist ein Hund)

Ausführende
Dirigent: Pavel Šnajdr  
Regie und Lichdesign: Martin Svobodník
Sopran: Magdaléna Heboussová  
Tenor: Marek Žihla
FlagArt Mondaria  
Brno Contemporary Orchestra  

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